Ziele sind nützlich, weil sie uns die Richtung zeigen, in die wir gehen wollen. Doch das ist nicht alles. Wichtiger als das Ziel selbst ist vielleicht die Methode, mit der wir das Ziel erreicht. Und wenn Sie mit Ihrer Methode und mit der Veränderung einer unerwünschten in eine erwünschte Gewohnheit einen guten Schritt unternommen haben, dann haben Sie schon einen Teilerfolg verbucht. Auch wenn das Resultat nicht immer sofort sichtbar ist.
James Clear beschreibt das in seinem Buch Die 1%-Methode – Minimale Veränderung, maximale Wirkung sehr schön anhand eines Eiswürfels in einem kühlen Raum. In diesem Beispiel bittet er, sich einen Eiswürfel auf einem Tisch in einem Raum mit einer Temperatur von minus sieben Grad Celsius vorzustellen. Dieser Eiswürfel wird nicht schmelzen. Aber nehmen wir an, Sie heizen den Raum langsam auf. Bis zum Erreichen der Temperatur von null Grad wird mit dem Eiswürfel nichts passieren. Erst wenn die Temperatur über null Grad ansteigt, beginnt der Eiswürfel zu schmelzen. Die allmähliche Erwärmung des Raumes wird also zunächst nicht an dem Ergebnis eines schmelzenden Eiswürfels sichtbar, aber sie wird dennoch zum Endergebnis beitragen: zu dessen Umwandlung in Wasser. Der Prozess, der zunächst nicht sichtbar war, ist für das Ergebnis wesentlich.
Sie ahnen wahrscheinlich schon, worauf das hinausläuft, denn das Gleiche gilt für die Veränderung Ihres Verhaltens, wenn Sie abnehmen wollen. Angenommen, Sie essen immer ein wenig mehr, als Sie verbrennen, Sie haben also eine positive Energiebilanz. Ihr Gewicht wird sich dann mit der Zeit ein wenig erhöhen. Wenn Sie dann Ihre Gewohnheiten allmählich so verändern, dass Ihre Energiebilanz kontinuierlich etwas weniger positiv und schließlich sogar negativ wird, dann werden Sie irgendwann anfangen, Gewicht zu verlieren. Das Ergebnis dieser ersten Phase wird sich noch nicht auf der Waage zeigen, aber es spielt dennoch im gesamten Prozess eine sehr wichtige Rolle. Vergessen Sie daher nicht, sich selbst auf die Schulter zu klopfen, wenn Sie Ihre Gewohnheiten in die richtige Richtung lenken. Auch wenn sich herausstellt, dass Sie Ihr Ziel noch nicht ganz erreicht haben. Denn angenommen, Sie verlieren in einem Jahr sieben Kilo statt der zehn, die Sie sich als Ziel gesetzt hatten, sind Sie dann gescheitert? Wir würden sagen: Nein, Sie haben etwas wirklich Gutes und Erstrebenswertes zustande gebracht. Außerdem würden wir Ihnen empfehlen, mit diesen neuen Gewohnheiten sehr langsam fortzufahren. Wenn die Richtung Ihres neuen Verhaltens stimmt, kann von Scheitern nie die Rede sein. Schon gar nicht nach der Theorie dieses Buches, denn schließlich geht es hier nicht um eine In-einem-Monat-zur-Bikinifigur-Methode.
Im Verlauf dieses Programms werden wir mit Ihnen viele kleine Schritte in die richtige Richtung gehen. Der Vorteil eines kleinen Schrittes ist der, dass er einfach zu setzen ist. Sie müssen nicht im untrainierten Zustand plötzlich einen Marathon laufen. Bei einem solch kleinen Schritt ist es nützlich, die Perspektive im Blick zu behalten. Wenn Sie einmal laufen, statt das Auto zu nehmen, werden Sie nicht sofort abnehmen. Dennoch handelt es sich dabei um einen guten Schritt. Auch wenn Sie einmal einkaufen gehen und selbst kochen, statt sich Essen liefern zu lassen, werden Sie nicht gleich abnehmen. Dennoch: es ist ein guter Schritt. Wenn Sie einmal einen kleinen Schritt gemacht haben, können Sie ihn öfters machen. Ein wünschenswerter Schritt, den man häufig tut, schafft eine gute Routine. Nun muss eine gute Routine noch keine dramatisch positiven Auswirkungen auf Ihr Gewicht haben. Aber angenommen, sie trägt ein paar Prozent zu Ihrem neuen gesunden Lebensstil bei, dann ist das doch schon etwas. Dann geht es nur noch darum, ein paar weitere dieser kleinen Schritte zu einer Routine werden zu lassen. Denn viele gute Routinen führen letztlich zu einem guten Verhalten, das sich für Sie natürlich und vertraut anfühlen wird. Das ist das Werk des limbischen Systems, das so die Möglichkeit erhält, das Verhalten zu speichern und ins tägliche Handeln einzupassen. Ganz anders als bei den oben erwähnten Crash-Diäten, bei denen es einfach keine Zeit dafür gibt, das hinzukriegen.