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Das limbische System

Haus of Hamster

Was bringt dich dazu, eine Sache anzugehen? Wann tust du, was der Hypothalamus will? Und wann hörst du auf den präfrontalen Kortex?

Versuch einmal an etwas sehr Positives zu denken. An etwas Angenehmes oder Schönes. Jeder, der das liest, wird sich dabei etwas ganz anderes vorstellen. Manch einer denkt an die innige Umarmung seines Kindes. Ein anderer an einen erfolgreichen beruflichen Deal. An Sex mit jemanden, den man begehrt. Einen Lauf, bei dem er genau in den richtigen Rhythmus kommt. An Musik, Ballett oder eine andere Kunstform. Oder auch an Essen: an Schokolade, Gummibärchen, einen Hamburger oder die Spezialität des eigenen Lieblings-Spitzenkochs in einem Drei-Sterne-Restaurant.

Dies sind zwar alles unterschiedliche Dinge und Themen, doch sie führen alle zum gleichen Resultat: zu einem schönen Gefühl. Dieses Gefühl kommt natürlich irgendwo her. Es ist das Ergebnis von Substanzen, die an Rezeptoren in bestimmten Hirnregionen andocken, wodurch wiederum andere Substanzen oder größere Mengen von Substanzen freigesetzt werden. Reine Chemie also. Eine wichtige Hirnregion, in der diese Substanzen ihr Werk verrichten, ist das limbische System.

Dieses limbische System ist vielleicht die am schwierigsten zu begreifende Hirnregion in unserem Zusammenhang. Denn es kann dir helfen, dein Ziel – eine dauerhafte Gewichtsabnahme – zu erreichen, es  kann dir dabei aber auch massiv im Weg stehen. Man kann das limbische System als zwei kleine Figuren auf deiner linken und deiner rechten Schulter beschreiben, die auf dich einreden. Du weißt, dass du es selbst bist, dennoch kämpfen sie um deine Aufmerksamkeit.

Das limbische System kann dich in Versuchung führen, wenn du am Schaufenster einer Bäckerei vorbeigehst und Hunger hast. In diesem Moment folgt das System dem Wunsch des Hypothalamus und steuert dein Verhalten so, dass du dem Lockruf des Hypothalamus Gehör schenkst. Das heisst, du kannst ein angenehmes Gefühl verspüren, wenn du dieses Cremeschnittchen kaufst und aufisst. Dieses Gefühl vermittelt dir, zumindest für kurze Zeit, die Vorstellung, dass es sich dabei um eine gute Aktion handelt.

Andererseits kann das limbische System aber auch vom präfrontale Kortex gesteuert werden. Beispielsweise kann es dir ein gutes Gefühl vermitteln, wenn du an der Bäckerei vorbeigehst und das Cremeschnittchen links liegen lässt, oder wenn du eine gesündere Alternative wählst. Dieses gute Gefühl wird dir auch helfen, wenn du dir eine Graphik anschaust, aus der du ersehen kannst, dass du tatsächlich dabei bist, auf verantwortungsvolle Weise abzunehmen. Das limbische System ist also vielleicht abstrakter als der Hypothalamus (dem Sammler, der sich „widersetzt“) und als der präfrontale Kortex (der vernünftig und „kooperativ“ ist), wenn es um eine gesunde Gewichtsreduzierung geht. Das passt auch gut zur Funktion des limbischen Systems als „Schaltzentrale des Gefühls“. Außerdem ist das limbische System stark mit anderen Hirnregionen, dem Rest des Körpers und der Umgebung verbunden. Das entspricht auch der Vorstellung, dass zwischen unserem Kopf, unserem Körper und unserer Umgebung ein Netzwerk besteht.

Das limbische System schätzt mithilfe unseres Gefühls, das wiederum an unsere Erinnerung gekoppelt ist, schnell ein, ob etwas sicher oder angenehm ist. Diese Einschätzung kann mittels einer Erinnerung wie der Folgenden zustande kommen: „An dieses Essen erinnere ich mich noch, das war lecker.“ Aber auch durch eine Beurteilung: „Diese Person wirkt zuverlässig.“ Oder einen Gedanken wie: „In diese dunkle Gasse gehe ich jetzt nicht.“ Zu Urzeiten konnte uns das limbische System das Leben retten, zum Beispiel in Momenten, in denen sich der Hypothalamus nur auf die Nahrung, die wahrgenommen wird, fokussierte, während das limbische System registrierte, dass sich ein Löwe in der Nähe aufhielt. Das limbische System ist in der Lage, Erinnerungen und Gefühle miteinander zu verknüpfen und zu speichern.

Das limbische System spielt eine wichtige Rolle im Belohnungszentrum, mit dem wir den ganzen Tag konfrontiert werden. Komplimente am Arbeitsplatz, eine liebevolle Bemerkung vom Partner oder Likes und Herzchen in den sozialen Medien. Der Grat zwischen einem angenehmen Gefühl und Gruppendruck ist besonders in den sozialen Medien natürlich sehr schmal. Hier gilt es, positive Unterstützung von negativem Druck zu unterscheiden. Und uns den Rückhalt und die Bestätigung, die wir erhalten, nicht von dem Gefühl zunichtemachen zu lassen, nicht gut genug zu sein.

Das limbische System kann dich also sowohl motivieren als auch demotivieren. Manchmal bewusst, oft aber auch unbewusst.

Kernpunkte dieses Teils:

  • Das limbische System spielt bei dem Gefühl der Belohnung eine Rolle.
  • Es kann den Hypothalamus, aber auch den präfrontalen Kortex unterstützen.
  • Bei einem gesunden Gewichtsverlust kann es daher dem Prozess des Abnehmens „zuarbeiten“, ihm aber auch „entgegenarbeiten“.
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